Planungsprozess beim Ruhrverband

Der klassische Planungsprozess einer wassergütewirtschaftlichen Anlage - und darunter sind im engeren Sinne Regenüberlaufbecken oder Stauraumkanäle für die Niederschlagswasserbehandlung oder Kläranlagen für die Abwasserreinigung zu verstehen - gliedert sich in mehrere Arbeitsschritte.

Üblicherweise beginnt eine solche Planung mit einer Grundlagenermittlung, in der sämtliche auslegungsrelevante Daten wie z. B. die zu behandelnde Niederschlags- oder Abwassermenge bzw. die zu reinigenden Schmutzfrachten erhoben werden. Darüber hinaus werden in dieser Phase auch alle ortsspezifischen Randbedingungen, die für die spätere konkrete Planung wichtig sind, zusammengetragen.

In der sich anschließenden Vorplanung erfolgt in diesem klassischen Planungsprozess der Vergleich von unterschiedlichen ingenieurtechnischen Konzeptionen zur Niederschlagswasserbehandlung oder Abwasserreinigung und endet mit einem wirtschaftlichem Vergleich und der Auswahl der effizientesten Lösung. Bei den konzeptionellen Überlegungen kann es sich z. B. um einen übergeordneten Vergleich von grundsätzlich unterschiedlichen großräumigen Lösungsansätzen handeln, wie etwa der Vergleich zwischen einer zentralisierten Form der Abwasserreinigung mit Anschluss mehrer kleinerer Ortslagen an eine größere Kläranlage oder den Bau von kleineren dezentralen Anlagen. Eine andere Möglichkeit besteht in dem verfahrenstechnisch orientierten Vergleich zweier unterschiedlicher Reinigungsverfahren auf einer Kläranlage. Bei dem wirtschaftlichen Vergleich werden nicht nur die reinen Baukosten der zu vergleichenden Varianten betrachtet, sondern zusätzlich die über die gesamte Nutzungsdauer dieser Anlage anfallenden Betriebskosten kalkuliert.

Auf Basis der in dieser Vorplanung identifizierten wirtschaftlichsten Lösung wird in der dann anschließenden konkreten Planung ein bautechnischer Entwurf entwickelt, der nach entsprechender Genehmigung soweit konkretisiert wird, dass auf Basis der dann entstehenden sogenannten Ausführungsplanung eine Ausschreibung der bau-, maschinen- und elektrotechnischen Leistungen erfolgen kann.
Schließlich werden die so ausgeschriebenen Leistungen vergeben und die Anlage wird unter intensiver Begleitung des Bauherrn gebaut. Mit Inbetriebnahme der Anlage ist der Planungsprozess beim Ruhrverband allerdings noch nicht abgeschlossen, denn gerade für die Optimierung der zukünftigen Planungen ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Betriebserfahrungen, aber auch die Erfahrungen aus dem Bau der Anlagen, unmittelbar in die nächsten Entwürfe einfließen.

Dieser klassische Planungsprozess hat auch heute noch beim Entwurf von einzelnen Anlagen Bestand, wird aber beim Ruhrverband seit einigen Jahren ergänzt durch eine stärker ganzheitlich orientierte Optimierung der gesamten Siedlungsentwässerung. Diese unter der Überschrift "Integrale Entwässerungsplanung (IEP)" zusammengefasste Konzeption sieht im Kern vor, dass die bestehenden Abhängigkeiten zwischen den Anlagen der Siedlungsentwässerung einerseits und dem Gewässer andererseits stärker berücksichtigt werden und in diesem Planungskonzept versucht wird, eine wirtschaftliche und gewässergütewirtschaftliche Optimierung des gesamten Systems zu erreichen.

Bei der Durchführung solcher integralen Entwässerungsplanungen kommt im Ruhreinzugsgebiet der intensiven Analyse der Fremdwassersituation eine besondere Bedeutung zu, da der Fremdwasseranfall, insbesondere im verdunstungsarmen und niederschlagsreichem Sauerland, erheblich höher ist, als im Bundesdurchschnitt. Da dieses hohe Fremdwasseraufkommen die Funktion und Leistungsfähigkeit der Regenbecken und Kläranlage nachteilig beeinflussen kann, beginnt eine integrale Entwässerungsplanung üblicherweise mit einer umfangreichen messtechnischen Analyse des Fremdwasseranfalls und der Fremdwasserquellen. Aufbauend auf diesen Ergebnissen werden dann in weiteren Planungsschritten reale Modelle für die Abbildung der gesamten Siedlungsentwässerung wie z. B. sogenannte Niederschlagsabflussmodelle für die Ortsentwässerung entwickelt und es wird unter Berücksichtigung der o. g. Wechselwirkungen versucht, ein Optimum im Zusammenspiel dieser Anlagenkomponenten zu erreichen.