Die Möhnetalsperre

Die Möhnetalsperre, 1913 als größte Stauanlage Europas in Betrieb gegangen, ist noch heute mit über 25 Prozent Anteil am gesamten Talsperrenstauraum im Ruhreinzugsgebiet ein wesentliches Element zur Steuerung der Wasserführung der Ruhr. Mit ihrer 650 Meter langen und bis zu 40 Meter hohen Gewichtsstaumauer aus Bruchsteinen können 134,5 Millionen Kubikmeter Wasser aufgestaut werden.

Das aus der Talsperre im Normalbetrieb abgegebene Wasser wird in einem unterhalb der Mauer gelegenen Kraftwerk (Hauptkraftwerk) zur Energieerzeugung genutzt. Allerdings richtet sich die Wasserabgabe nur nach den Erfordernissen der wassermengenmäßigen Bewirtschaftung der Ruhr. Die Stromerzeugung ist eine Nebennutzung, begünstigt aber die CO2-freie Energieproduktion. Vom Hauptkraftwerk gelangt das Wasser in den Ausgleichsweiher, aus dem die über den Tag gleichmäßig verteilte Abgabe über ein kleineres Kraftwerk (Nebenkraftwerk) in den Unterlauf der Möhne erfolgt. Die Kraftwerke werden von der Lister- und Lennekraftwerke GmbH in Olpe, einer 100%igen Tochtergesellschaft des Ruhrverbands, betrieben.

Zur Abgabe von Wasser aus der Sperre bei Ausfall des Hauptkraftwerks oder bei Überschreiten seiner Leistungsfähigkeit stehen zwei Grundablassgruppen mit je zwei unabhängigen Grundablässen zur Verfügung. Die Ablassorgane jeder Gruppe bestehen aus einem Ringventil, das eine stufenlose Regulierung der Abgabe gestattet, und aus einem Gehäuseschieber mit Kegeldüse. Alle vier Grundablässe münden in den Ausgleichsweiher.

Als Hochwasserentlastung sind in der Mauerkrone 105 Öffnungen mit einer Gesamtlänge von 262,5 Metern vorhanden. Durch die Verteilung dieser Öffnungen auf rund drei Viertel der Kronenlänge entsteht beim Überlauf der Eindruck, als ob die Mauer auf fast ihrer gesamten Länge überströmt wird. Die Luftseite der Mauer ist durch hervorspringende Steine so rau gestaltet, dass damit schon eine teilweise Energieumwandlung des herabströmenden Wassers bewirkt wird. Die eigentliche Umwandlung geschieht dann im Ausgleichsweiher, der als Tosbecken wirkt. Aus dem Ausgleichsweiher können größere Wassermengen über eine beim Nebenkraftwerk angeordnete Fischbauchklappe abgeführt werden.

Im Stauwurzelbereich, also dort, wo die Möhne und die Heve in die Talsperre fließen, wurden beim Bau der Möhnetalsperre zwei Vorbecken angelegt. Die beiden festen Wehre der Vordammabsperrbauwerke bewirken einen relativ gleichmäßigen Wasserstand, wodurch Versumpfungserscheinungen im flachen Zulaufbereich der Talsperre vermieden werden. Außerdem wird damit ein aus Wasserqualitätsgründen erwünschter, von der Hauptsperre abgegrenzter Wasserkörper mit speziellen gewässerbiologischen Verhältnissen geschaffen.