Energie aus Wasserkraft
Die Nutzung der Wasserkraft hat in der regenreichen Mittelgebirgsregion Sauerland lange Tradition. Bereits vor Jahrhunderten wurden an der Ruhr, an der Lenne und ihren Nebenflüssen zahllose Stauwehre errichtet. Hunderte von Wasserrädern erzeugten die mechanische Energie, die zum Betrieb von Hammerwerken und Mühlen benötigt wurde. Vielfach waren diese Wasserkraftanlagen die Keimzellen noch heute bestehender Unternehmen. Ende des 19. Jahrhunderts entstanden die ersten modernen Wasserkraftanlagen, deren Turbinen über angekoppelte Generatoren elektrischen Strom erzeugten.
Die Überlegungen zur Ausnutzung der Wasserkraft durch den damaligen Ruhrtalsperrenverein begannen bereits im Jahr 1905. Das erste eigene Wasserkraftwerk an der neu erbauten Listertalsperre nahm im Mai 1913 den Betrieb auf. Die Leistung dieses Kraftwerks reichte jedoch bald nicht mehr aus, und so wurden zu Beginn der 1920er-Jahre an der Lenne die Wasserkraftwerke Bamenohl und Lenhausen errichtet. Die Kraftwerke an den Flüssen Lister und Lenne wurden so zu den Namensgebern der heutigen Lister- und Lennekraftwerke GmbH (LLK) in Olpe, einer 100-prozentigen Tochter des Ruhrverbands.
Die LLK betreibt heute 15 Wasserkraftwerke mit einer installierten Leistung von rund 40 Megawatt. Die durchschnittliche Jahreserzeugung der Anlagen beträgt 70 Millionen Kilowattstunden, genug für die Stromlieferung an rund 20.000 Haushalte. Dadurch wird pro Jahr der Ausstoß von mehr als 40.000 Tonnen des Treibhausgases Kohlendioxid vermieden.
Das Spektrum der Anlagen ist weit gefächert. Es reicht von dem vergleichsweise großen Wasserkraftwerk an der Biggetalsperre, das seit mehr als 40 Jahren mit seinen vier Turbinen und einer Leistung von 15,6 Megawatt etwa 22 Millionen Kilowattstunden pro Jahr produziert und so mehr als 6.000 Haushalte mit umweltfreundlichem Strom versorgt, bis zu einem Kleinwasserkraftwerk, das die Fallhöhe der Fürwiggetalsperre nutzt und Strom an etwa 30 Haushalte liefert.
An allen Talsperren des Ruhrverbands wird - sofern es nicht die Aufgaben der überregionalen Wasserversorgung beeinträchtigt - die im gestauten Wasser gespeicherte Energie zur Stromgewinnung genutzt. Das Kraftwerk an der Möhnetalsperre ging ebenso wie das an der Listertalsperre 1913 in Betrieb. Es produziert mit vier Turbinen und bei einer installierten Turbinenleistung von acht Megawatt jährlich rund 15 Millionen Kilowattstunden umweltfreundlicher Energie - ausreichend für über 4.000 Haushalte.
Das Wasserkraftwerk an der Sorpetalsperre wurde 1935 als Pumpspeicherkraftwerk mit einer Leistung von 7,4 Megawatt errichtet. Es wird zur Erzeugung von Spitzenstrom eingesetzt. Das für wasserwirtschaftliche Zwecke nicht benötigte Wasser kann zu Schwachlastzeiten (beispielsweise nachts) aus dem unterhalb gelegenen Ausgleichsbecken in die Talsperre zurückgepumpt werden.
Auch die Stauseen des Ruhrverbands werden zur Energiegewinnung genutzt. Fischaufstiegsanlagen sollen dazu beitragen, dass die Fischfauna so wenig wie möglich durch die Kraftwerke beeinträchtig wird.