Überwachung & Sicherheit
Die Talsperren des Ruhrverbands speichern nicht nur große Mengen Wasser, sondern durch die Höhe ihrer Staumauern und -dämme auch große Mengen Energie. Der Ruhrverband und seine Tochtergesellschaft Lister- und Lennekraftwerke (LLK) nutzen diese Energien mit Hilfe von Kraftwerken zur kostengünstigen und umweltfreundlichen Stromerzeugung.
Dass diese Mengen gespeicherter Energien allerdings auch immense Schäden verursachen oder gar Menschenleben kosten können, musste der Ruhrverband 1943 beim Bruch der Möhnetalsperre erleben. In der Flutwelle, die sich durch die nach einem Bombenangriff geborstene Mauer ergoss, kamen rund 1.500 Menschen ums Leben. Damit sich ein solcher Vorfall nicht wiederholt, hat der Ruhrverband Vorkehrungen getroffen, die helfen, Anschläge auf Talsperren zu verhindern.
Talsperren können aber nicht nur durch menschliche Einwirkungen brechen, sondern auch, wenn sie nicht fachgerecht geplant, gebaut und betrieben werden. Am 7. August 2010 beispielsweise brach in Polen nach starken Regenfällen der Damm des Witka-Stausees. Fünf Millionen Kubikmeter Wasser ergossen sich in die unterhalb liegenden Orte und führten zu großen Schäden. Menschenleben waren gottlob nicht zu beklagen.
Zum Schutz vor solchen Katastrophen unterzieht der Ruhrverband seine Talsperren in Eigenverantwortung turnusmäßig umfangreichen Sicherheitsüberprüfungen. Die wichtigste Überwachung betrifft das Sickerwasser. Kein Staudamm und keine Staumauer ist vollständig dicht. Die Oberflächendichtung des Biggedamms beispielsweise besitzt die Größe von sechs Fußballfeldern und kann nicht absolut dicht gebaut werden. Daher wird das Wasser, das durch die Dichtung eines Staudamms oder einer Staumauer sickert, kontinuierlich und automatisch gemessen. Bei einem unerwarteten Anstieg würde ein Alarm ausgelöst.
Neben dem Sickerwasser wird auch die Bewegung des Damms oder der Mauer überwacht. Die Krone der Möhnestaumauer etwa bewegt sich im Jahresverlauf um 7 Millimeter in Richtung Talsperre und zurück. Diese Bewegungen sind einerseits durch den unterschiedlichen Füllstand der Talsperre, aber auch durch Temperaturschwankungen verursacht. Eine Lotanlage in der Staumauer überwacht diese Bewegungen und gibt Alarm, wenn sie zu groß werden.
Ergänzend zu diesen automatischen Messungen führen die Beschäftigten an der Talsperre weitere regelmäßige Handmessungen durch. Außerdem werden Staudämme und Staumauern täglich per Augenschein kontrolliert. Viele sich ankündigende Schäden an Talsperren konnten nur durch die Wachsamkeit des Talsperrenpersonals frühzeitig erkannt und so ohne Gefahr behoben werden.
Diese Eigenüberwachung wird im Sinne des Vier-Augen-Prinzips durch die Talsperrenaufsicht der Bezirksregierung Arnsberg ergänzt. Hierzu erstellt der Ruhrverband für jede Talsperre jährlich einen sogenannten Sicherheitsbericht, in dem sämtliche Messungen und Beobachtungen eines Berichtsjahres dargestellt und bewertet werden und somit der sichere Zustand der Talsperren dokumentiert wird.
Auch die Rohrleitungen und Verschlüsse, mit deren Hilfe das in den Talsperren gespeicherte Wasser je nach Bedarf aufgestaut oder abgelassen wird, unterliegen besonderen Anforderungen, was Planung, Bau und Wartung betrifft. Dank dieser umfangreichen Sicherheitsvorkehrungen können die Menschen im Einzugsgebiet der Ruhr sicher sein, dass der Bruch einer Ruhrverbandstalsperre nach menschlichem Ermessen ausgeschlossen ist.
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Beiträge Zeitschrift WasserWirtschaft:
Das Restrisiko eines Talsperrenbruchs aus Betreibersicht
Erstellung von Messanweisungen gemäß DWA-Merkblatt M 514 in der Praxis
Vertiefte Analyse der Messdaten an der Ennepestaumauer – 10 Jahre nach ihrer Sanierung
Standsicherheitsnachweise an vier algerischen Talsperren - Artikel aus russischer Wasserwirtschaft