Wie gut leben Tiere im Fluss?

Waschmittel, Medikamente oder Hormone: Unser Wasser ist ein Sammelbecken für Rückstände. Auch Gewässer und die darin lebenden Organismen bleiben davon nicht verschont. Was sind die Folgen? Das wollen Dr. Bernd Sures, Professor für Aquatische Ökologie, und sein Team mit Experimenten herausfinden. Die Forscher vom Zentrum für Wasser- und Umweltforschung an der Universität Duisburg-Essen (UDE) arbeiten dafür mit dem Ruhrverband und der Firma LimCo GmbH zusammen.

Der Sache auf den Grund gehen die Forscher in der Kläranlage in Schwerte, einer von 60 Kläranlagen, die der Ruhrverband im Ruhreinzugsgebiet betreibt. Denn diese hat eine großtechnische Versuchsanlage, die Mikroschadstoffe entfernt. „Die Besonderheit der Kläranlage besteht in zwei vollständig voneinander getrennten Bereichen zur Abwasserreinigung“, so Dr.-Ing. Michael Weyand vom Ruhrverband. „Daher können die im Wasser lebenden Organismen hier unterschiedlich gereinigtem Abwasser ausgesetzt werden.“

In welchem Zustand ein Gewässer ist, kann man an den Lebensgemeinschaften darin ablesen. Sie sind ein Bioindikator. Wie man mit Schadstoffen in Gewässern umgeht, ist eine der größten Herausforderungen. „Wir wissen, dass sich Mikroschadstoffe reduzieren lassen, wenn Kläranlagen eine vierte Reinigungsstufe einbauen. Einige Anlagen haben schon umgerüstet“, so Prof. Dr. Bernd Sures. „Wir wissen aber noch nicht, wie die Organismen auf dem Gewässerboden auf die Mikroschadstoffe reagieren.“

Für ihr dreijähriges Forschungsprojekt, das im November gestartet ist, haben sich Prof. Sures und seine Kollegen Kleinlebewesen herausgesucht. Sie sind noch mit bloßem Auge zu erkennen, so wie Insekten, Muscheln oder Würmer. Wie wirken sich die Schadstoffe auf ihr Verhalten aus? Verändert sich ihre Anzahl oder ihr Stoffwechsel? „Wenn wir wissen, wie die Tiere reagieren, können wir den Einfluss von Mikroschadstoffen auf den Zustand von Fließgewässern abschätzen.“ Untersucht wird das in sechs Durchflussrinnen, die mit einem Biosensorsystem ausgestattet sind, um die Aktivitäten der Kleinlebewesen zu erfassen.

Die bisher durchgeführten Versuche zeigen, dass gereinigtes Abwasser in unverdünnter Konzentration – also so, wie es am Ablauf der Kläranlage ins Gewässer fließt – bei den Organismen zu erhöhten Mortalitätsraten als im Ruhrwasser führt, und zwar unabhängig davon, ob das Abwasser konventionell gereinigt oder zusätzlich ozoniert wurde. Bei einer Verdünnung der Abwässer sinken die Mortalitätsraten größtenteils auf das Niveau der Kontrollgruppe (Ruhrwasser). Zur genaueren Deutung dieser Aussagen sind aktuell Analysen auf der Basis von Biomarkern in Bearbeitung, die Erkenntnisse über den Energie- und Stresszustand der verwendeten Organismen liefern sollen. Zudem erfolgt eine gezielte Auswertung der durch die Biomonitore kontinuierlich aufgezeichneten Verhaltensreaktionen der verwendeten Organismen.

Das Forschungsprojekt wird von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) mit 550.000 Euro gefördert.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Bernd Sures, Aquatische Ökologie, Tel. 0201/183-2617, [email protected]

Dr.-Ing. Michael Weyand, Ruhrverband, Tel. 0201/178-2330, [email protected]

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