Fremdwasser
Fremdwasser ist Wasser, das zwar in die Kanalisation gelangt, aber dort eigentlich nicht hingehört - wie etwa durch Undichtigkeiten eindringendes Grundwasser, unerlaubt eingeleitetes Drainagewasser oder Niederschlag, der durch Kanalschachtabdeckungen in einen Schmutzwasserkanal fließt. Da es nicht durch den häuslichen oder gewerblich-industriellen Gebrauch verunreinigt wurde, ist Fremdwasser in der Regel relativ sauberes Wasser, das Kanalsysteme und Kläranlagen unnötig belastet und dadurch zusätzliche Kosten verursacht.
Das Ruhreinzugsgebiet ist als niederschlagsreiche Mittelgebirgsregion besonders stark von Fremdwasser betroffen. Der Ruhrverband hat daher seit dem Jahr 2005 mit finanzieller Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen in 50 Kläranlageneinzugsgebieten die Fremdwassersituation intensiv untersucht und dabei zusammen mit den Kommunen Empfehlungen zur Vermeidung bzw. Verminderung des Fremdwasseranfalls erarbeitet. Mit der Phase VIII ist dieses Programm nun abgeschlossen. Insgesamt hat das Land diese Fremdwasseruntersuchungen mit etwa 7,3 Millionen Euro großzügig gefördert. Die Untersuchungen sind dabei auf große Unterstützung seitens der Kommunen gestoßen, die ihrerseits die Ergebnisse der entsprechenden Messkampagnen nutzen, um konkrete Sanierungsmöglichkeiten im Kanalnetz zu identifizieren. Auch die Bezirksregierung Arnsberg hat die Untersuchungen kooperativ begleitet. Inzwischen zeigen sich auch die ersten Erfolge durch einen Rückgang des Fremdwasseranfalls im Zulauf der Kläranlagen. Diese Fremdwasseruntersuchungen können seitens der Kommunen auch als Basis für die von ihnen im Rahmen der Abwasserbeseitigungskonzepte aufzustellenden Fremdwassersanierungskonzepte (FSK) genutzt werden und werden als Voraussetzung für die finanzielle Förderung von Sanierungsmaßnahmen zur Fremdwasserverminderung im Rahmen des neuen Investitionsprogramms (Ressourceneffiziente Abwasserbeseitigung NRW - ResA) des Landes akzeptiert.
Die Ergebnisse werden nicht nur zur zielgerichteten Vermeidung und Verminderung von Fremdwasser, sondern auch zur Erarbeitung der Integralen Entwässerungsplanungen (IEP) genutzt. Insbesondere die Ergebnisse der sechsmonatigen Durchflussmessungen verwendet der Ruhrverband zur Kalibrierung eines realitätsnahen Niederschlags-/Abflussmodells, mit dem anschließend eine weitgehende Optimierung der Siedlungsentwässerung im betreffenden Einzugsgebiet vorgenommen wird. Diese IEP dienen auch dem Nachweis, dass aus den Einleitungen aus der Siedlungsentwässerung keine Beeinträchtigungen der Gewässer resultieren, und ermöglichen es Kommunen und Ruhrverband, auf dieser Basis ihre Einleitungserlaubnisse langfristig zu verlängern. Gleichzeitig kann häufig durch diese mit Messwerten abgesicherten integralen Betrachtungen für den Ruhrverband viel Geld gespart werden, da eine Realisierung der nach herkömmlichen Methoden geplanten Anlagen in den meisten Fällen erheblich kostspieliger ist, ohne dass dies mit Vorteilen für die Umwelt verbunden ist. Aber auch in den Einzugsgebieten, in denen keine Fremdwasseruntersuchungen durchgeführt werden, sollen zukünftig Messkampagnen als Grundlage für die Optimierung der Siedlungsentwässerung im Rahmen der IEP durchgeführt werden. Dazu ist vorgesehen, in weiteren elf Kläranlageneinzugsgebieten gemeinsam mit den Kommunen in den nächsten Jahren entsprechende Messungen vorzunehmen.