WDR 5 würdigt Abwasserpionier Dr. Karl Imhoff mit einem „ZeitZeichen“

Gründungsgeschäftsführer des Ruhrverbands wurde von den Nazis aus dem Amt gejagt

Dr. Karl Imhoff, Geschäftsführer des Ruhrverbands, war die führende Kapazität auf dem Gebiet der Abwasserreinigung in Deutschland.

In mehreren deutschen Städten und im Ausland wurden Straßen nach ihm benannt, drei Technische Hochschulen machten ihn zum Ehrendoktor, in der Kläranlagentechnik sind „Imhoffbecken“ und „Imhofftrichter“ bis heute ein Begriff: Dr. Karl Imhoff, 1876 in Mannheim geboren, war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die führende deutsche Kapazität auf dem Gebiet der Abwasserreinigung. Am Montag, dem 28. September 2015, jährt sich Imhoffs Todestag zum 50. Mal. Aus diesem Anlass widmet der WDR dem visionären Ingenieur, dessen Name mit der Wasserwirtschaft an der Ruhr untrennbar verbunden ist, einen Beitrag in der Hörfunkreihe „ZeitZeichen“.

Karl Imhoff war durch sein 1906 erstmals veröffentlichtes „Taschenbuch der Stadtentwässerung“, das bis heute in immer neuer Auflage erscheint und in 40 Sprachen übersetzt wurde, bereits ein anerkannter Fachmann für Abwasserreinigung, als er im Jahr 1910 in seinem Gutachten „Die Reinhaltung der Ruhr“ die Gründung eines Wasserverbandes für das gesamte Ruhreinzugsgebiet empfahl. Nur in einer gemeinsamen Anstrengung aller, die auf das Wasser aus der Ruhr angewiesen waren, ließ sich seiner Meinung nach die prekäre Wassersituation lösen und verhindern, dass weiterhin Menschen an der Ruhr durch verseuchtes Flusswasser sterben mussten. Denn noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren Typhus- und Choleraepidemien im Ruhrgebiet keine Seltenheit.

Imhoffs Ideen bildeten die Grundlage für die Struktur und Aufgabenbeschreibung des Ruhrverbands, der 1913 gegründet wurde. Als Gründungsgeschäftsführer sorgte er dafür, dass das Wasser in der Ruhr sauberer wurde und Einwohner und Industrie selbst in trockenen Jahren genügend Wasser zur Verfügung hatten. Dafür führte er unter anderem die Chlorung des Trinkwassers ein und baute Kläranlagen, die mit Hilfe seiner Erfindungen Abwässer effizient reinigten. Auch der Aufstau der Ruhr, um die Selbstreinigungskräfte des Flusses zu unterstützen, war Imhoffs Idee. So entstanden unter anderem der Hengsteysee, der Harkortsee und der Baldeneysee. Dass der 1933 in Betrieb gegangene Baldeneysee sein letztes großes Bauprojekt sein sollte, ahnte Imhoff nicht. Kurz nach dessen Fertigstellung wurde er im Alter von 58 Jahren aufgrund von Zweifeln an seiner „politischen Zuverlässigkeit“ in den zwangsweisen Ruhestand versetzt. Erst nach Kriegsende war Imhoff wieder als Experte gefragt und wirkte unter anderem an der „Denkschrift über die Planung, Lenkung und Durchführung der Reinhaltung der Gewässer“ mit, die die Generaldirektion für Wasserstraßen und Binnenschifffahrt 1946 vorlegte. Bis zu seinem Tod im Jahr 1965 bemühte er sich, die abgerissenen Verbindungen zur ausländischen Fachwelt neu zu knüpfen und die internationale Reputation deutscher Experten auf dem Gebiet der Siedlungswasserwirtschaft und Klärtechnik wiederherzustellen.

Der heutige Ruhrverband steht als hoch innovativer aber gleichzeitig um die Wirtschaftlichkeit seiner Projekte bemühter genossenschaftlicher Zusammenschluss von 60 Kommunen, 46 Wasserwerken und mehreren hundert Industrieunternehmen in der Tradition von Karl Imhoff. Er leistet gestern wie heute einen wertvollen Beitrag zum Gesundheits- und Gewässerschutz.

Die DWA Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. vergibt in Würdigung der großen Verdienste dieses Abwasserpioniers und zur bleibenden Erinnerung an sein Wirken den mit 10.000 Euro dotierten Karl-Imhoff-Preis.

Der „ZeitZeichen“-Beitrag über Dr. Karl Imhoff ist am Montag, dem 28. September, um 9.05 Uhr auf WDR 5 zu hören.

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