Starke Fichten, hoher Ertrag

Naturnaher Waldbau lohnt sich nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich

Das Bild zeigt einen Forstarbeiter, der einen Baum mit einer Motorsäge fällt.

Zum naturnahen Waldbau beim Ruhrverband gehört auch die gezielte Holzernte. Es braucht Erfahrung, um zu wissen, wann ein Baum am besten geerntet wird. Quelle Ruhrverband

Gute Nachrichten aus den Wäldern des Ruhrverbands: Sieben Jahre nach dem Orkan Kyrill, der vor allem im Sauerland verheerende Schäden angerichtet hat, kommt die Holzernte langsam wieder in geregelte Bahnen. Seit dem Jahrhundertsturm waren die Forstwirtschaftsexperten des Ruhrverbands gezwungen gewesen, den Holzeinschlag drastisch zu drosseln. „Kyrill hat so viele Bäume gefällt, dass wir jahrelang nur sehr reduziert ernten konnten“, erklärt Forstbetriebsleiter Johannes Braß. „Ansonsten hätten wir unser Konzept des naturnahen Waldbaus verlassen, das uns unter anderem zur Nachhaltigkeit verpflichtet – also dazu, nicht mehr zu ernten, als nachwächst.“

Naturnahen Waldbau betreibt der Ruhrverband bereits seit rund 25 Jahren. Zum Konzept gehört neben der nachhaltigen Holzernte und einer standortgerechten Baumartenzusammensetzung auch der Verzicht auf Pflanzenschutzmittel sowie die Geduld, einzelne Bäume gezielt alt werden zu lassen. Das dadurch entstehende Waldbild ist sowohl landschaftsästhetisch ansprechend als auch ökologisch wertvoll: Es bietet mit Bäumen unterschiedlichen Alters und einem ausreichenden Anteil an Totholz zahlreichen Tier- und Pflanzenarten ein Zuhause und trägt zur Verbesserung der Boden- und Wasserqualität bei.

Auch für die Wiederaufforstung der von Kyrill verwüsteten Flächen war der naturnahe Waldbau von Vorteil. „Hier kam uns die so genannte Naturverjüngung zugute, die wir in unseren Wäldern fördern“, erläutert Johannes Braß. „Unter den alten Bäumen, die der Sturm umgeworfen hat, hatten sich teilweise bereits neue Pflanzen selbst ausgesät und waren zu kleinen Bäumchen herangewachsen, die den Sturm unbeschadet überstanden haben. Dadurch mussten wir nach Kyrill nicht alle Flächen von Grund auf neu bepflanzen und haben so Zeit und Kosten gespart.“

Daneben hat die naturnahe Bewirtschaftung seiner rund 2.800 Hektar Waldfläche für den Ruhrverband noch weitere wirtschaftliche Vorteile. So ist etwa der Holzzuwachs, den eine 50 Zentimeter dicke Fichte pro Jahr erzielt, rund doppelt so hoch wie bei einer Fichte mit nur 25 Zentimetern Durchmesser. Bis eine Fichte eine solche Dicke erreicht, dauert es rund 120 bis 160 Jahre. Mit jedem Jahr, das eine „Seniorfichte“ länger im Wald verbringt, steigt also der Holzertrag exponentiell an. Noch deutlicher fällt der Vergleich mit jungen Fichten aus, die bereits mit einem Durchmesser von knapp zwölf Zentimetern geschlagen werden: Sie erreichen in ihrem gesamten Lebenszyklus von etwa 20 Jahren nur den Holzzuwachs, den ein alter Baum in einem Jahr erzielt.

„Es lohnt sich also, Bäume alt werden zu lassen“, weiß Forstexperte Braß. Allerdings hat auch die Lebensdauer eines Baumes ihre Grenzen; von den Experten des Ruhrverbands ist daher bei der Beurteilung, welche Bäume wann geerntet werden sollen, Fachwissen und Erfahrung gefragt. Insgesamt hat der Ruhrverband im Jahr 2013 mehr als 9.000 Festmeter Holz im Wert von über 600.000 Euro eingeschlagen.

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