Ruhrverband startet mit dem Neubau der Kläranlage-Altena

Neuartiges Reinigungsverfahren reduziert den Betriebsaufwand und den Flächenbedarf

Dr. Andreas Holstein, Bürgermeister der Stadt Altena, Rita Schwarzelühr-Sutter, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, die beiden Vorstände des Ruhrverbands, Prof. Norbert Jardin und Dr. Antje Mohr, sowie Harro Feckler, Leiter des Regionalbereiches Süd des Ruhrverbands, beim ersten Spatenstich zum Neubau der Kläranlage Altena.

Der Ruhrverband hat am Montag, dem 11. November 2019, mit dem Bau einer neuen Kläranlage am Standort Altena begonnen. Am offiziellen Baustart nahmen die parlamentarische Staatssekretärin des Bundesumweltministeriums, Rita Schwarzelühr-Sutter, der Bürgermeister der Stadt Altena,  Dr. Andreas Holstein und der Vorstandsvorsitzende des Ruhrverbands, Prof. Norbert Jardin, neben weiteren am Projekt Beteiligten teil.

„Wir werden für den Neubau der Kläranlage insgesamt 14,5 Millionen Euro investieren und freuen uns  deshalb ganz besonders über die Bundesförderung aus dem Umweltinnovationsprogramm in Höhe von 1,4 Millionen Euro“, sagte Prof. Norbert Jardin bei der Übergabe des Förderbescheids für die Umsetzung des Pilotprojekts, den die Parlamentarische Staatssekretärin, Rita Schwarzelühr-Sutter, aus Berlin mitgebracht hatte.

In seiner Rede zum Baustart der Kläranlage Altena ging der Vorstandsvorsitzende des Ruhrverbands auch auf den Ausbau von deutschen Kläranlagen mit einer 4. Reinigungsstufe ein. Sein Dank galt dem Bundesumweltministerium, das mit der Initiierung des Dialogprozesses zum Thema Spurenstoffe im Wasserkreislauf alle Beteiligten an einen Tisch geholt hat. Der Dialogprozess wurde im März dieses Jahres zu einem vorläufigen Ende gebracht. Im Ergebnis sollen Kläranlagen nur noch in begründeten Fällen ausgebaut werden, wenn die Gewässersituation oder besondere Nutzungen dies erfordern. Damit wurde eine der wesentlichen Forderungen der Wasserwirtschaft erhört. Betrüblich sei allerdings, dass zur Finanzierung der Maßnahmen nach derzeitigem Diskussionstand wieder einmal nur die Gebührenzahler herangezogen werden. Die Forderung der Wasserwirtschaft auch die Hersteller und Inverkehrbringer solcher Spurenstoffe – also die Verursacher – an der Finanzierung zu beteiligen, wurde bisher leider nicht erfüllt.

Nach den Ergebnissen des Dialogprozesses wird beim Ruhrverband nur an wenigen Stellen über eine Erweiterung der Kläranlagen mit einer 4. Reinigungsstufe nachzudenken sein. Einerseits seien nur wenige Gewässer durch die Einleitung von gereinigtem Abwasser und seinen Spurenstoffen nennenswert beeinträchtigt und andererseits sind die Trinkwasserversorger an der Ruhr mit einem Kostenaufwand von 300 Millionen Euro dabei, ihre Wasserwerke so aufzurüsten, dass diese Spurenstoffe sicher durch eine weitergehende Aufbereitung entfernt werden. „Der Ruhrverband  fühlt sich dem Ziel eines weitergehenden Schutzes unserer Gewässer im Sinne der  EU-Wasserrahmenrichtlinie verpflichtet und hat mit den Bezirksregierungen Arnsberg und Düsseldorf vereinbart, auf 17 Kläranlagen die Nährstoffelimination soweit zu verbessern, dass die von den Einleitungen betroffenen Wasserkörper mindestens den guten Zustand in Bezug auf die Nährstoffe Ammonium-Stickstoff und Phosphor bis zum Jahr 2024 erreichen werden“, erläuterte Prof. Norbert Jardin.

Mit dem Neubau der Kläranlage im sauerländischen Altena wird die Reinigung des Abwassers zukünftig mit dem neuartigen Nereda®-Verfahren erfolgen, bei dem die abwasserreinigenden Mikroorganismen nicht die sonst übliche Flockenstruktur bilden, sondern sich zu kompakten, kugelförmigen Granulen zusammenschließen. Dadurch wird es möglich, alle biologischen Reinigungsprozesse weitestgehend gleichzeitig in einem Reaktor ablaufen zu lassen. Bei dem in den Niederlanden entwickelten Verfahren kann auf Nachklärbecken verzichtet werden, wodurch der Flächenbedarf und der Betriebsaufwand deutlich geringer ausfallen. Durch eine automatisierte Prozesssteuerung in Kombination mit moderner Mess- und Regeltechnik, Online-Überwachung und Fernzugriff muss die Anlage personell nicht mehr dauerhaft besetzt sein, was ebenfalls den Betriebsaufwand erheblich verringert.

Mit der Umsetzung des Vorhabens wird eine Energieeinsparung von 30 Prozent im Vergleich zum konventionellen Belebungsverfahren erwartet. Durch die künftig weitestgehend biologische Phosphorelemination wird zusätzlich der Bedarf an Fällmitteln für die chemische Phosphatfällung um voraussichtlich etwa 75 Prozent verringert. Auch die Ablaufwerte werden sich im Vergleich zum IstZustand voraussichtlich deutlich verbessern. Die Inbetriebnahme des Nereda®-Verfahrens auf der Kläranlage Altena ist für das Jahr 2021 geplant.

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