Mähsaison auf dem Baldeneysee startete in diesem Jahr erst Mitte August

Wasserpflanzen wuchsen langsamer als in Vorjahren – drei kleinere Frühjahrshochwasser als Grund vermutet

Das Mähboot „Nimmersatt“ des Ruhrverbands ist in Abstimmung mit der Interessengemeinschaft (IG) Baldeney und der Stadt Essen seit dem 12. August 2019 auf dem Baldeneysee im Einsatz und hat zunächst vor allem den Bereich zwischen dem Hafen der Weißen Flotte und dem Vogelschutzgebiet gemäht. Die Schiffsführung des Mähboots erfolgt durch die Weiße Flotte Baldeney unterstützt durch die Essener Arbeits- und Beschäftigungsgesellschaft.

Da die Pflanzen zwar so weit herangewachsen waren, dass sie den Wassersport beeinträchtigten, aber noch nicht die Wasseroberfläche erreicht hatten, hielt sich der „Mäherfolg“ – ablesbar am angefallenen Mähgut – allerdings in bescheidenen Grenzen. Das Pflanzenmaterial, das bisher aus dem See geholt worden ist, füllte im Schnitt lediglich drei 40-Kubikmeter-Container pro Woche. Zum Vergleich: Fährt das Mähboot durch dicht bewachsene Flächen, kann es bei identischen Einsatzzeiten bis zu zehn Containerladungen pro Woche abmähen.

Der Grund für das geringere und verzögerte Wachstum der Pflanzen, das sich bereits in der ersten Prognose des Ruhrverbands Anfang Juli abgezeichnet hatte, waren sehr wahrscheinlich drei kleinere Hochwasserereignisse im ersten Quartal 2019 (Mitte Januar, Mitte Februar und Mitte März), die zu einer Umlagerung und Übersandung vorhandener Pflanzenbestände geführt haben. Andere abiotische Faktoren wie Trübung und Temperatur waren im relevanten Zeitraum März/April vergleichbar mit den Vorjahren.

Ab der dritten Augustwoche nahm auch die Wasserpflanzenentwicklung vom Hafen der Weißen Flotte flussabwärts zu. Der Eindruck, es handele sich hier um eine zusammenhängende Pflanzendecke, täuscht allerdings: Es sind vielmehr einzelne, aus unterschiedlichen Wasserpflanzen bestehende Inseln, auf denen sich fädige Grünalgen ausgebreitet haben. Die Zellkolonien dieser Algen sind von einer gallertartigen Hülle umgeben, die sich durch Sonneneinstrahlung mit Sauerstoff füllt und deshalb tagsüber auf der Wasseroberfläche schwimmt. Nachts, wenn der Sauerstoff aufgebraucht ist, sinken die Grünalgen zum Teil zu Boden und treiben bei Sonnenaufgang wieder auf. So entsteht tagsüber der Eindruck einer zusammenhängend bewachsenen Fläche. Allerdings lässt sich gegen fädige Grünalgen mit dem Mähboot nichts ausrichten; sie können nur abgeharkt und eingesammelt werden.

Bei einer gemeinsamen Befahrung am 26. August haben die Verantwortlichen der IG Baldeney, des Ruhrverbands und der Weißen Flotte festgestellt, dass die Mäharbeiten im Heisinger Teil zwischen dem Hafen der Weißen Flotte und dem Vogelschutzgebiet zunächst beendet werden können. Der Regattabereich ist von Tonne 4 flussabwärts bisher ohne größeren Bewuchs, zwischen der Hafenausfahrt und Tonne 4 wird ab sofort gemäht. Mit Blick auf die Essener Segelwoche und die nachfolgenden Regatten im September und Oktober – darunter auch eine Deutsche Meisterschaft – sollen zudem etwaige Vorkommen von fädigen Grünalgen mit geeignetem Gerät eingesammelt werden.

Die Koordination des Mähbooteinsatzes erfolgt in enger Abstimmung mit der IG Baldeney, die auch die Information der ansässigen Vereine und Wassersportler übernimmt und Rückmeldungen sowie Anregungen aus deren Reihen koordiniert.

Seit Herbst 2018 testet der Ruhrverband im Rahmen eines Forschungsprojektes alternative Maßnahmen zur Eindämmung der Massenentwicklung von Wasserpflanzen, zu der besonders die unbeliebte Elodea neigt. Eine der Maßnahmen ist die Anpflanzung von standortgerechten niederwüchsigen Armleuchteralgen (Characeen) auf Testflächen, die als Raumkonkurrenten und durch zusätzliche Beschattung Elodea zurückdrängen sollen. Diese Maßnahme zeigt erste positive Ergebnisse: Die unter Wasser gepflanzten Characeen haben den Winter und auch die Frühjahrshochwässer überdauert und breiten sich sogar schon langsam etwas aus. Die weitere Bestandsentwicklung wird durch ein Unterwassermonitoring verfolgt. Außerdem wurde Mitte August der Prototyp eines Rollenpflückers getestet, der die Wasserpflanzen langsam mitsamt der Wurzeln aus dem Sediment herausziehen soll. Die Wirkungsweise wird mittels Monitoring geprüft; erste Ergebnisse zeigen jedoch keine nachhaltigen Effekte.

Filmtipp: „Elodea – Die Wasserpest“ auf dem Youtube-Kanal des Ruhrverbands

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