Laichzeit für anspruchsvolle Fischarten in den Talsperren im Sauerland

Ruhrverband unterstützt mit fischereilicher Bewirtschaftung die Artenvielfalt

Kilian Lauff (l.) und Jan Hendrik Schneider mit einem Alpinen Seesaibling, der beim Laichfischfang an der Versetalsperre gefischt wurde.

Nils Hoffmann präsentiert eine kapitale Seeforelle, die als Beifang beim Seesaibling-Laichfischfang ins Netz ging.

Im November haben die Fischwirtschaftsexperten des Ruhrverbands mittels spezieller Stellnetze mit dem Laichfischfang auf Alpine Seesaiblinge an der Versetalsperre begonnen. Die Saiblinge laichen über den Halden in Wassertiefen von 10 bis 30 Metern. Die Mitarbeiter der Fischwirtschaft fischen sowohl weibliche Tiere, die sogenannten Rogener, als auch männliche Exemplare (Milchner) ab, um Eier (Rogen) und Sperma zu gewinnen. Bis zu 16.000 Eier können, abhängig von der Anzahl der Eier und dem Körpergewicht des Fisches, pro Weibchen abgestreift werden. Je nach Menge der gefangenen Fische können somit 100.000 Eier und mehr gewonnen und später erbrütet werden.

Dabei kam der Alpine Seesaibling, wie es der Name bereits vermuten lässt, ursprünglich gar nicht in den Seen des Ruhrverbands vor. Seine Reviere waren ursprünglich die alpinen Gewässer, die sich durch große Wassertiefen und sauerstoffreiches, kühles Wasser auszeichnen. Einige Ruhrverbandsseen, wie zum Beispiel Verse-, Fürwigge-, Sorpe- und Listertalsperre, wiesen allerdings erstaunliche morphologische Übereinstimmungen mit den Bergseen auf, sodass die Fischereiexperten des Ruhrverbands die bayerischen Kolleginnen und Kollegen vom Export einiger weniger Tausend Saiblingseier überzeugen konnten. Die sauerländischen Seesaiblinge haben ihren Ursprung im Hintersee in Ramsau bei Berchtesgaden.

Im kommenden Frühjahr 2021 erfolgt dann der Besatz an den vier oben genannten Talsperren mit vorgestreckter Brut in Größen von vier bis sechs Zentimetern und einsömmrigen Setzlingen (Fische nach dem ersten Lebenssommer) von 15 bis 18 Zentimetern Körperlänge.
Ähnlich wie der Alpine Seesaibling reproduzieren sich auch weitere anspruchsvolle Fischarten, denen bei der Fischbestandsbewirtschaftung eine wichtige Rolle zukommt, nicht immer ausreichend in den Ruhrverbandsseen. So werden in Kürze die ersten Seeforellen, die großenteils aus eigener Teichhaltung stammen, abgestreift. Damit die genetische Vielfalt erhalten bleibt, achten die Fachleute vom Ruhrverband darauf, dass die Laichgewinnung von Elterntieren aus Teichhaltung mit gezielter Einkreuzung von Wildfischen einhergeht.

Der Ruhrverband züchtet den Großteil der Besatzfische in der eigenen Fischzuchtanlage am Möhnesee in Körbecke. Die Fischzucht verfügt über ein Bruthaus mit mehreren getrennten Wasserkreisläufen, die mit Wasser aus unterschiedlichen Tiefen des Möhnesees – bei Bedarf auch gekühlt oder erwärmt – betrieben werden. An das Bruthaus schließt sich eine Außenanlage mit Rund- und Langstrombecken zur weiteren Aufzucht an. In der technisch hochwertigen Anlage können auch dank der guten Wasserqualität anspruchsvollste Fischarten gezüchtet werden.

Neben einem fundierten fischereibiologischen Know-how garantieren moderne Sauerstoff-, Filter- und Fütterungstechniken die optimale Aufzucht der empfindlichen Arten, zu denen neben Alpinen Seesaiblingen und Seeforellen auch Hechte, Blaufelchen, Große Maränen, Quappen und Äschen gehören. Der Laich wird bis auf wenige Ausnahmen von Elterntieren gewonnen, die während der jeweiligen Laichzeit in den Talsperren des Ruhrverbands gefangen werden. Fischbrut und Jungfische werden unter optimalen Haltungsbedingungen naturnah aufgezogen und dabei überwiegend mit lebenden Kleinkrebsen (Zooplankton) gefüttert. Die eigene Fischzucht des Ruhrverbands garantiert den Besatz mit gesunden und an den Lebensraum angepassten Jungfischen. Die jeweiligen Besatzzeitpunkte werden dabei auf ein optimales Nahrungsangebot in den Seen abgestimmt, wodurch die Jungfische ideale Lebensbedingungen vorfinden.

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