Mit dem heutigen Spatenstich beginnt der zweite Bauabschnitt des Abwasseranschlusskanals von der Kläranlage Abtsküche zur Kläranlage Essen-Kettwig. Das rund 40 Millionen Euro teure Projekt ist ein bedeutender Schritt zur Optimierung der regionalen Abwasserentsorgung. „Dieses Vorhaben bringt gleich mehrere Vorteile mit sich: Der Rinderbach wird von gereinigtem Abwasser befreit und renaturiert, die kostenintensive Sanierung der Kläranlage Abtsküche entfällt, und die Abtskücher Teiche können künftig als Hochwasserschutzraum genutzt werden“, erläutert Professor Norbert Jardin, Vorstandsvorsitzender des Ruhrverbands. Zudem reduzieren sich die Betriebskosten, und die Mitbehandlung des Abwassers in einer größeren Anlage spart Energie sowie Betriebsmittel.
Der neue Abwasserkanal wird 4,25 Kilometer lang und größtenteils im unterirdischen Rohrvortrieb verlegt, um Eingriffe in die Natur zu minimieren. Er transportiert das Abwasser im freiem Gefälle zum Ruhrdüker und hat einen Durchmesser von 1,2 bis 1,8 Metern. Zusätzlich entstehen ein Entlastungskanal zur Ruhr, eine Anschlussleitung an den Ruhrdüker sowie 15 Schachtbauwerke. Ein weiteres wichtiges Element ist der neue Stauraumkanal Oefte mit einem Rückhaltevolumen von 3.200 Kubikmetern, der zur Behandlung des Niederschlagswassers dient.
Die Bauzeit beträgt etwa zwei Jahre. Nach Fertigstellung wird die Kläranlage Abtsküche stillgelegt und zurückgebaut, was zur weiteren Modernisierung der Abwasserinfrastruktur beiträgt. Die Trassenführung des neuen Kanals verläuft durch mehrere geologisch anspruchsvolle Gebiete, darunter die Wasserscheide bei Nassenkamp und der Golfplatz Oefte. Insbesondere der Altbergbau in der Region stellt eine Herausforderung dar.
Hintergrund: Die Kläranlage Abtsküche wurde 1975 in Betrieb genommen und war ursprünglich auf 60.000 Einwohnerwerte ausgelegt. Das Einzugsgebiet umfasst wesentliche Teile des zur Stadt Velbert gehörenden Ortsteils Velbert-Mitte sowie den nördlichen Teil des zur Stadt Heiligenhaus gehörenden Ortsteils Hetterscheidt. Die gereinigten Abwässer wurden in den zeitweise trockenfallenden Rinderbach eingeleitet. Aufgrund technischer und räumlicher Einschränkungen wäre eine zwingend notwendige Modernisierung der Anlage kaum realisierbar und unwirtschaftlich. Untersuchungen haben ergeben, dass die Kläranlage Essen-Kettwig das Abwasser aus Abtsküche ohne Erweiterung mitbehandeln kann. Die 2002 in Betrieb genommene Anlage ist für eine Ausbaugröße von 100.000 Einwohnerwerten konzipiert und wird nach dem Anschluss, den um 15 Prozent auf 1.040 Liter pro Sekunde erhöhten Mischwasserzufluss nach den geltenden gesetzlichen Vorschriften reinigen.
Mit diesem Projekt wird die Abwasserentsorgung in der Region effizienter, umweltfreundlicher und zukunftssicher gestaltet.