Schlammbehandlung
Bei allen Prozessen der Abwasserreinigung fallen große Mengen an Klärschlamm (Primärschlamm aus der Vorklärung und Sekundärschlamm aus der Nachklärung) an. Dieser enthält zum größten Teil Wasser und organische Substanzen (Bakterienbiomasse), aber auch alle abgeschiedenen Schadstoffe wie etwa Schwermetalle. In einer ersten Behandlungsstufe wird der Schlamm weiter eingedickt, d. h. üblicherweise einer weiteren Sedimentation unterzogen. Anschließend wird der Klärschlamm unter Luftausschluss in Faultürmen in etwa 20 Tagen weitgehend stabilisiert, d. h. mineralisiert. Das dabei entstehende Gas besteht zu 70 Prozent aus brennbarem Methangas und zu 30 Prozent aus CO2. Es wird auf der Kläranlage zur weiteren Energiegewinnung verwendet. Der stabilisierte Klärschlamm wird teilweise nochmals eingedickt und anschließend mittels Kammerfilterpressen oder Zentrifugen auf rund 25 bis 30 Prozent Feststoffgehalt entwässert.
Das bei der Entwässerung entstehende stark stickstoffhaltige Schlammwasser wird wieder dem biologischen Reinigungsprozess der Kläranlage zugeführt. Das innovative Verfahren der Deammonifikation wird genutzt, um das Schlammwasser im Nebenstrom vom Stickstoff zu befreien, bevor es wieder dem Belebungsbecken zugeleitet wird. Auf der Kläranlage Hattingen betreibt der Ruhrverband bereits seit dem Jahr 2000 eine Deammonifikation. In den nachfolgenden Jahren wurden auf den Kläranlagen Plettenberg (2007), Hemer (2014) und Duisburg-Kaßlerfeld (2017) weitere Anlagen in Betrieb genommen. Derzeit befindet sich auf der Klärschlammbehandlungsanlage Langenbrahm in Essen eine weitere Deammonifikation kurz vor der Fertigstellung.