Trockenheit und Corona bestimmten die Arbeit des Ruhrverbands im Jahr 2020

Delegierte der Verbandsversammlung erlebten erste virtuelle Sitzung der Verbandsgeschichte

Premiere vor laufenden Kameras: Der Vorstandsvorsitzende und Technikvorstand Prof. Norbert Jardin (Podium), der stellvertretende Verbandsratsvorsitzende Dr. Dirk Waider und die Vorständin für Finanzen, Personal und Verwaltung Dr. Antje Mohr auf der ersten virtuellen Sitzung der Verbandsversammlung in der 107-jährigen Geschichte des Ruhrverbands.

Zum ersten Mal in der über 100-jährigen Geschichte des Ruhrverbands fand die jährliche Sitzung der Verbandsversammlung, des „Wasserparlaments der Ruhr“, am heutigen Freitag, dem 18. Dezember 2020, als virtuelle Veranstaltung statt. Insgesamt mehr als 130 von 150 entsandten Delegierten nahmen nach vorheriger Anmeldung an der Digital-Premiere teil und verfolgten die Berichte des Vorstandsvorsitzenden und Technikvorstands Prof. Norbert Jardin sowie der Vorständin für Finanzen, Personal und Verwaltung Dr. Antje Mohr per Livestream. Über ein Frage- und Abstimmungsmodul sowie eine Chatfunktion konnten sich die Delegierten interaktiv in die vom stellvertretenden Verbandsratsvorsitzenden Dr. Dirk Waider geleitete Sitzung einbringen.

Dass die Coronapandemie sich nicht nur auf die diesjährige Sitzung der Verbandsversammlung, sondern auf sämtliche Aspekte der täglichen Arbeit beim Ruhrverband in den vergangenen Monaten ausgewirkt hat, wurde aus dem Bericht des Vorstandsvorsitzenden Prof. Norbert Jardin deutlich. Dank frühzeitig ergriffener und ständig weiterentwickelter Maßnahmen gab es seit Beginn der Pandemie keine betrieblichen Einschränkungen; die Ver- und Entsorgungssicherheit war und ist zu jeder Zeit gewährleistet.

Bereits im März wurde ein hausinterner Krisenstab gebildet, der die aktuellen Entwicklungen engmaschig im Blick behält und alles Erforderliche in die Wege leitet, um die Beschäftigten an ihrem Arbeitsplatz vor Ansteckung zu schützen und die Erfüllung der gesetzlichen Aufgaben des Ruhrverbands sicherzustellen. Neben strikten Hygiene- und Abstandsregeln im gesamten Unternehmen, gestaffeltem Arbeitszeitbeginn und Schichtbetrieb auf den Betriebsanlagen und großzügigen Homeofficeregelungen im Verwaltungsbereich gehörte dazu auch die vorsorgliche Einrichtung von so genannten Quarantäneinseln, um auch im (bislang glücklicherweise nicht eingetretenen) Fall von Infektionsausbrüchen auf Betriebsanlagen die Daseinsvorsorge für die Bevölkerung im Ruhreinzugsgebiet jederzeit aufrechterhalten zu können.

Ein weiteres Thema, das den Ruhrverband in seinem Kerngeschäft bereits seit mehreren Jahren begleitet, ist die zunehmende Trockenheit. Das Abflussjahr 2020 war bereits das zwölfte in Folge, in dem es weniger geregnet hat als im langjährigen Durchschnitt – eine so lange Trockenphase hat es in der Geschichte des Ruhrverbands bislang noch nie gegeben. Vor allem die Sommer der letzten drei Jahre haben immer neue Rekordmarken in Bezug auf die Trockenheit aufgestellt.

Mit diesen Botschaften führte Prof. Norbert Jardin den Delegierten eindrücklich vor Augen, dass der Klimawandel im Ruhreinzugsgebiet angekommen ist und das Talsperrensystem des Ruhrverbands als Garant für eine sichere Wasserversorgung von 4, 6 Millionen Menschen in Zukunft noch stärker gefordert sein wird als bisher. Mit Blick auf die Ruhrverbandskläranlagen, denen gerade in Zeiten niedriger Wasserführung in den Flüssen eine besondere Bedeutung zukommt, konnte Prof. Norbert Jardin den Delegierten allerdings auch einen erfreulichen Rekord vermelden: Die Ablaufkonzentrationen der wesentlichen Schmutzstoffparameter waren 2019 die niedrigsten, die jemals gemessen wurden, und blieben auch im Folgejahr auf einem Spitzenniveau. Dies bedeutet eine wesentliche Verbesserung der Gewässerqualität der Ruhr und bildet die Basis für die nun erstmals offiziell erfolgte Einstufung der Flussbadestelle im Essener Baldeneysee durch das Landesumweltamt NRW mit der zweithöchsten Bewertung „gut“.

Finanz-, Personal und Verwaltungsvorständin Dr. Antje Mohr überbrachte den Delegierten die erfreuliche Nachricht, dass der Ruhrverband den Schuldenstand in seinen beiden Kernbereichen, der Wassergüte- und der Wassermengenwirtschaft, gegenüber dem Vorjahr weiter reduziert hat. Seit dem Jahr 2016 haben die Kommunen im Verbandsgebiet die Möglichkeit, ihre hoheitliche Aufgabe des Sammelns und Fortleitens von Abwasser auf den Ruhrverband zu übertragen. Eine solche Kanalnetzübertragung schafft die Voraussetzung, Siedlungswasserwirtschaft aus einer Hand zu betreiben, Schnittstellen im Kanalsystem vor Ort zu beseitigen und bestehende Einsparpotenziale zu heben. Die Stadt Hattingen und die Gemeinde Schalksmühle haben in diesem Jahr von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht und ihre Kanalnetze auf den Ruhrverband übertragen. Da die Verbandsversammlung, das „Wasserparlament der Ruhr“, im Verlauf des Jahres 2020 turnusgemäß neu gebildet worden ist, war die virtuelle Premiere auch gleichzeitig die konstituierende Sitzung der neuen, insgesamt 7. Verbandsversammlung. Die Delegierten wählten daher neue Mitglieder in den Verbandsrat, der als oberstes Kontrollgremium des Ruhrverbands eine vergleichbare Funktion hat wie der Aufsichtsrat einer Aktiengesellschaft.

Für die Städte und Gemeinden wurden Lisa Chiarelli (Ratsmitglied, Stadt Altena), Züleyha Demir (Ratsmitglied, Stadt Bochum), Thomas Kufen (Oberbürgermeister, Stadt Essen) und Jochen Ritter (Mitglied des Landtages, Kreis Olpe) neu in das 15-köpfige Gremium gewählt, dem für diese
Mitgliedergruppe weiterhin Christoph Gerbersmann (1. Beigeordneter, Stadt Hagen) und Achim Paas (Ratsmitglied, Stadt Hattingen) angehören. Dr. Karl Schneider (Landrat des Hochsauerlandkreises) vertritt auch künftig die Kreise. Dr. Dirk Waider (Vorstand der Gelsenwasser AG) bleibt für die Wasserentnehmer im Verbandsrat, Dr. Franz-Josef Schulte (Geschäftsführer der RWW Rheinisch-Westfälische Wasserwerksgesellschaft mbH) wurde für diese Mitgliedergruppe neu hinzugewählt. Klaus-Werner Ostmeier (Kabel Premium Pulp & Paper GmbH) wird künftig die Belange der gewerblichen Unternehmen vertreten. Für die Beschäftigten wurden Carolin-Beate Fieback (Personalratsvorsitzende des Ruhrverbands), Bernd Guske (1. stellvertretender Personalratsvorsitzender), Jörg Gilberg (2. Stellvertretender Personalratsvorsitzender), Gabriele Schmidt (Landesbezirksleiterin der Gewerkschaft ver.di) und Sabine Morgenroth (ver.di-Gewerkschaftssekretärin) im Amt bestätigt.

Der neu gewählte Verbandsrat fand sich direkt im Anschluss an die Sitzung der Verbandsversammlung ebenfalls online zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen. Dabei wurde der Essener Oberbürgermeister Thomas Kufen für die nächsten fünf Jahre zum neuen Vorsitzenden des Verbandsrates gewählt. Er löst damit den Essener Bürgermeister Franz-Josef Britz ab, der dem Gremium in der abgelaufenen Wahlperiode vorgestanden hat.

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