Ruhrverbands-Vorstand: Klimawandel ist im Einzugsgebiet der Ruhr angekommen

Lange Trockenphasen werden Talsperrensystem des Ruhrverbands immer stärker fordern

Vorstandsvorsitzender und Technikvorstand Prof. Norbert Jardin gab auf der Verbandsversammlung einen Überblick über die aktuellen und künftigen Herausforderungen der Wasserwirtschaft an der Ruhr.

Dr. Antje Mohr, seit November 2019 im Vorstand des Ruhrverbands zuständig für Finanzen und Personal, sprach erstmals zu den Delegierten der Verbandsversammlung. Sie ist in der 106-jährigen Geschichte des Ruhrverbands die erste Frau an der Unternehmensspitze.

Dr. Antje Mohr konnte den Delegierten die erfreuliche Nachricht überbringen, dass der Ruhrverband seinen Schuldenstand ein weiteres Mal gesenkt und auch sein selbst gesetztes Ziel erreicht hat, die Verschuldung auf das Doppelte des Jahresumsatzes zu begrenzen.

Das elfte zu trockene Abflussjahr in Folge, der trockenste Sommer seit Aufzeichnungsbeginn vor über 90 Jahren, dazu Spitzentemperaturen von über 40 Grad über mehrere Tage hinweg: Prof. Norbert Jardin, Vorstandsvorsitzender und Technikvorstand des Ruhrverbands, benötigte auf der 33. Verbandsversammlung am Freitag, dem 6. Dezember 2019, in der Philharmonie Essen nur wenige Fakten zur Untermauerung seiner Botschaft an die Delegierten: Der Klimawandel ist im Ruhreinzugsgebiet angekommen und wird das Talsperrensystem des Ruhrverbands – Garant für eine sichere Wasserversorgung von 4, 6 Millionen Menschen – in Zukunft noch stärker fordern als bisher.

Der Ruhrverband, der bereits 2018 ein historisches Trockenjahr bewältigen musste, hat daher in diesem Jahr frühzeitig beim NRW-Umweltministerium die Genehmigung zur Absenkung des Mindestabflusses am Ruhrpegel Villigst bei Schwerte beantragt. Die gespeicherten Wasservorräte in den Talsperren reichen so für einen längeren Zeitraum aus. Die seit Anfang September 2019 gültige Genehmigung wurde Anfang November bis zum Ende des Winters 2019/20 verlängert. Darüber hinaus erarbeitet der Ruhrverband aktuell gemeinsam mit dem NRW-Umweltministerium und der Arbeitsgemeinschaft der Wasserwerke an der Ruhr (AWWR) eine langfristige Strategie für den Umgang mit ausgedehnten Niedrigwasserphasen.

Mit Blick auf die Ruhrverbandskläranlagen, denen gerade in Zeiten niedriger Wasserführung in den Flüssen eine besondere Bedeutung zukommt, konnte Prof. Norbert Jardin den Delegierten gute Nachrichten überbringen: Trotz Hitze und Trockenheit blieben die organische Belastung und der Nährstoffgehalt der Ruhr unter den langjährigen Werten, und die Sauerstoffkonzentration lag in einem für die Fische unkritischen Bereich. Zu verdanken ist diese hervorragende Gewässerqualität der Reinigungsleistung der mehr als 60 Kläranlagen des Ruhrverbands. Die Ablaufkonzentrationen waren auch bei den geringen Abwassermengen in den trockenen Sommern 2018 und 2019 auf einem ausgesprochen niedrigen Niveau und besser als im bundesdeutschen Durchschnitt.

Für Dr. Antje Mohr, im Vorstand des Ruhrverbands zuständig für Finanzen und Personal, war der Bericht über die Geschäftstätigkeit vor den Delegierten der 33. Verbandsversammlung eine Premiere, denn sie ist erst seit November 2019 Teil des Führungsduos des Essener Wasserwirtschaftsunternehmens. Der langjährige Vorstandsvorsitzende, Finanz- und Personalvorstand Norbert Frece war Ende Oktober nach Erreichen der Altersgrenze in den Ruhestand gegangen.

Dr. Antje Mohr konnte den Delegierten die erfreuliche Nachricht überbringen, dass der Ruhrverband seinen Schuldenstand ein weiteres Mal gesenkt und auch sein selbst gesetztes Ziel erreicht hat, die Verschuldung auf das Doppelte des Jahresumsatzes zu begrenzen. Die Gesamtschulden des Unternehmens betragen inzwischen, obwohl Investitionen in Kanalnetze neue Darlehensverbindlichkeiten ausgelöst haben, deutlich unter 500 Millionen Euro, während sie Ende 2006 aufgrund umfangreicher Investitionen in den gesetzlich vorgeschriebenen Ausbau der Kläranlagen noch bei über einer Milliarde gelegen hatten.

Die Beiträge, die die Mitglieder für die Leistungen des Ruhrverbandes zahlen, werden auch im Jahr 2020 sinken. Damit zahlt jede Bürgerin und jeder Bürger jährlich gut sechs Euro weniger an den Ruhrverband als noch im Jahr 2010. Eine solch lange Beitragsstabilität ist deshalb bemerkenswert, da es im gleichen Zeitraum Tariferhöhungen für die Beschäftigten, eine durchschnittliche Inflationsrate von rund 1,4 Prozent pro Jahr und einen Bevölkerungsrückgang von rund 2 Prozent gegeben hat. Dies konnte nur durch konsequent umgesetzte Sparprogramme in allen Bereichen des Ruhrverbands erreicht werden.

In der Verbandsversammlung, dem „Wasserparlament der Ruhr“, vertreten 151 Delegierte der Städte und Gemeinden, der Wasserwerke und der gewerblichen Unternehmen die Interessen der rund 550 Mitglieder des Ruhrverbands. Die Delegierten werden für jeweils fünf Jahre in das Gremium entsandt. Im kommenden Jahr wird die Verbandsversammlung neu gebildet.

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