Ruhrverband: Sichere wasserwirtschaftliche Daseinsvorsorge in bewegten Zeiten

Klimawandel, Lieferengpässe, Inflation: So mindert der Ruhrverband die Auswirkungen der Krisen im Sinne seiner Mitglieder und der Menschen im Einzugsgebiet der Ruhr

Die Delegierten der Mitglieder des Ruhrverbands stellten mit ihren Beschlüssen auf der 36. Verbandsversammlung in Essen die Weichen für die wasserwirtschaftliche Arbeit in der Region im kommenden Jahr.

Der Ruhrverband, Hüter des Wassers für 4,6 Millionen Menschen, hat am 2. Dezember 2022 in seiner jährlichen Verbandsversammlung in der Essener Philharmonie die Delegierten der 60 Städte und Gemeinden, der Wasserwerksgesellschaften sowie der Industrie und Gewerbebetriebe im Einzugsgebiet der Ruhr über die vielfältigen Herausforderungen informiert, denen sich die Wasserwirtschaft aktuell gegenübersieht.

Unter anderem thematisierte der Vorstandsvorsitzende und Technikvorstand Prof. Norbert Jardin die spürbaren Folgen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine. Vor dem Hintergrund der explodierenden Energiepreise machen sich die langjährigen intensiven Bemühungen des Ruhrverbands, seine technischen Anlagen noch energieeffizienter zu betreiben, sowie der konsequente Ausbau der erneuerbaren Energien für das Unternehmen bezahlt. Der Vorstandsvorsitzende konnte den Delegierten die erfreuliche Nachricht überbringen, dass der Ruhrverband als eines der ersten großen deutschen Wasserwirtschaftsunternehmen schon ab dem Jahr 2024 seine Anlagen in der Jahresbilanz nahezu vollständig mit eigenproduziertem Strom versorgen wird.

Dazu nutzt der Verband den Strom aus sechs eigenen Wasserkraftanlagen an Ruhr und Lenne, aus 13 eigenen Photovoltaikanlagen sowie aus dem Betrieb von etwa 50 Blockheizkraftwerken auf den Kläranlagen, in denen aus dem bei der Klärschlammbehandlung entstehenden Biogas Strom und Wärme erzeugt wird. Auf sechs Kläranlagen wird die Biogasausbeute durch die gemeinsame Behandlung von organikreichen Abfällen wie Fetten oder Rückständen aus Fettabscheidern unterstützt. „Wir werden die energetische Optimierung der Kläranlagen und den Bau von Photovoltaikanlagen weiter forcieren“, sagte Norbert Jardin den Delegierten der Verbandsversammlung.

Auch die Lieferengpässe bei betriebswichtigen Fällmitteln, die für die Einhaltung der behördlich vorgegebenen Ablaufwerte des gereinigten Abwassers benötigt werden, beschäftigten den Ruhrverband. Dank langfristig abgeschlossener Lieferverträge hatte das Unternehmen bislang keine größeren Versorgungsausfälle zu beklagen, musste aber bereits Fällmittel zwischen seinen eigenen Kläranlagen hin- und hertransportieren, um den Betrieb auf allen 65 Anlagen sicherzustellen. Eine Entspannung der schwierigen Versorgungssituation ist derzeit nicht in Sicht.

Die Folgen des Klimawandels sind im Ruhreinzugsgebiet deutlich spürbar. Zum 14. Mal in Folge hat es im Abflussjahr 2022 weniger geregnet als im langjährigen Mittel – damit setzte sich die längste Phase unterdurchschnittlicher Niederschläge, die die Region seit Beginn der Aufzeichnungen erlebt hat, weiter fort. Das Niederschlagsdefizit im Vergleich zum langjährigen Mittel war in diesem Jahr mit 166 Millimetern sogar das zweithöchste in dieser seit inzwischen 14 Jahren anhaltenden Trockenperiode. Vor diesem Hintergrund wies Jardin noch einmal eindringlich auf die Notwendigkeit hin, die gesetzlich festgelegten Mindestabflüsse in der Ruhr abzusenken. Dies sei erforderlich, um das Talsperrensystem klimaresilienter aufzustellen, damit der Ruhrverband sowohl auf Dürreperioden als auch auf die durch den Klimawandel ebenfalls zunehmenden Starkregenereignisse flexibler reagieren kann.

Die Finanz-, Personal- und Verwaltungsvorständin Dr. Antje Mohr konnte für den Finanzbereich trotz der herausfordernden Rahmenbedingungen ebenfalls positive Nachrichten verkünden. Seit 2017 hat der Verband seine Schulden um 145 Millionen Euro reduziert und ist aufgrund zinsgesicherter Darlehensverpflichtungen von den massiv ansteigenden Zinsen nur bedingt betroffen. Nach Meschede, Schmallenberg, Schalksmühle und Hattingen haben sich nun auch Balve und Ennepetal dazu entschlossen, ihre Kanalnetze auf den Ruhrverband zu übertragen. Kanalnetzübertragungen schaffen die Voraussetzung, Siedlungswasserwirtschaft aus einer Hand zu betreiben, Schnittstellen im Kanalsystem vor Ort zu beseitigen und bestehende Einsparpotenziale zu heben. Auch im Bereich der Gewässerunterhaltung kooperiert der Ruhrverband mit mehreren Kommunen in seinem Verbandsgebiet.

Die Delegierten des „Wasserparlaments der Ruhr“ stellten den beiden Vorständen sowie den rund 1.000 Beschäftigten des Ruhrverbands ein gutes Zeugnis für ihre Arbeit aus, indem sie dem Vorstand für das Wirtschaftsjahr 2021 Entlastung erteilten und den Entwürfen des nächsten Wirtschaftsplans sowie der Finanzplanung für die kommenden fünf Jahre zustimmten. Der Ruhrverband kann damit seinen eingeschlagenen Kurs fortsetzen und seine gesetzliche Kernaufgabe, die Sicherung der Wasserversorgung für 4,6 Millionen Menschen, weiter erfüllen.

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