Ökostrom vom Kemnader See

Neues Wasserkraftwerk produziert CO2-freie Energie für 1.200 Haushalte

Auch der Kemnader See verfügt nun als letzter der fünf Stauseen, die der Ruhrverband an der unteren Ruhr betreibt (vom Hengsteysee bei Hagen bis zum Kettwiger Stausee in Essen), über eine Wasserkraftanlage. Die Bochumer Oberbürgermeisterin Dr. Ottilie Scholz, die Wittener Bürgermeisterin Sonja Leidemann und die Hattinger Bürgermeisterin Dr. Dagmar Goch nahmen am Donnerstag, dem 13. Oktober, gemeinsam mit dem Vorstandsvorsitzenden des Ruhrverbands, Prof. Harro Bode, das neue Kraftwerk in Betrieb. Es wird umgerechnet rund 1.200 Haushalte pro Jahr mit Ökostrom versorgen.

Die drei Bürgermeisterinnen würdigten in ihren Grußworten die Bemühungen des Verbandes. Mit dem Bau der neuen Wasserkraftanlage schafft der Ruhrverband den Spagat zwischen den umweltpolitischen Zielen des Klimaschutzes einerseits und dem Schutz der Lebewesen im Wasser andererseits. „Insgesamt hat der Ruhrverband über sein Tochterunternehmen Lister- und Lennekraftwerke am Kemnader Stausee 5,5 Millionen Euro in das Wasserkraftwerk und damit indirekt auch in den Umweltschutz investiert. Davon wurden 750.000 Euro für einen möglichst umfassenden Schutz der Wasserlebewesen ausgegeben,“ sagt Prof. Harro Bode bei der Inbetriebnahme des neuen Kraftwerks.

Im Vergleich zur Kohleverstromung werden mit dem neuen Wasserkraftwerk pro Jahr mindestens 2.000 Tonnen klimaschädliche CO2-Emissionen vermieden. Wasserkraftanlagen und Querbauwerke haben allerdings auch Nachteile für die Lebewesen im Wasser. Die Barrierewirkung verhindert, dass Fische und Kleinstlebewesen die Flüsse hinauf- oder hinabwandern können. Hier gilt es, entsprechende ökologische Begleitmaßnahmen zu ergreifen. „An der Wasserkraftanlage Kemnade wurde an der unteren Ruhr erstmalig ein Feinrechen installiert, der verhindern soll, dass Fische ab einer Größe von rd. 15 mm den gefährlichen Weg durch die Turbine nehmen müssen. Als Alternative können sie durch ein extra installiertes Bypassrohr die Ruhr hinabschwimmen. Ein umfassendes Monitoring wird zeigen, ob sich diese Anlagenkombination im Betrieb bewährt,“ sagt Stefan Jäger, Geschäftsführer der Ruhrfischereigenossenschaft.

Der Ruhrverband hat mit dem Bau einer neuen Fischaufstiegsanlage und eines Aalabstiegs zusätzliche Wanderwege für die Fische geschaffen – die bereits vorhandene Fischtreppe am gegenüberliegenden Ufer bleibt weiterhin bestehen. Ein eigens angebrachter Rechen schützt die Fische davor, in die Wasserkraftturbine zu schwimmen. Zudem wurde die Durchflussleistung der Turbine auf 35 Kubikmeter pro Sekunde begrenzt. Nach wie vor strömt damit an mehr als 180 Tagen pro Jahr Wasser über das Wehr, so dass die Fische beim Abstieg auch diesen Weg wählen können. Insgesamt hat sich also die Situation für die Fische verbessert.

Das neue Kraftwerk wurde trotz schwieriger Baugrundverhältnisse, umfassender Baugrubensicherungsmaßnahmen und zwei durch Hochwässer verursachte Überflutungen der Baugrube in nur 20-monatiger Bauzeit relativ schnell errichtet. Die Fußgängerbrücke über das Wehr des Kemnader Sees steht nun wieder uneingeschränkt für die Freizeitnutzung zur Verfügung. Der Ruhrverband und die Bürgermeisterinnen der Anrainerkommunen sind froh, dass die schwierige Tiefbaustelle, die die Freizeitnutzung teilweise behinderte, erfolgreich zum Abschluss gebracht wurde.

Zwischen dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV), dem Fischereiverband, der Ruhrfischereigenossenschaft und dem Ruhrverband wurde besprochen, die Wirkung der ökologischen Begleitmaßnahmen im nächsten Jahr in einem gemeinsamen Monitoring zu untersuchen.

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