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Leben braucht Wasser. Der Ruhrverband sorgt mit seinen mehr als 800 wasserwirtschaftlichen Anlagen und seinen rund 1.000 Beschäftigten dafür, dass den Menschen in der Region jederzeit Wasser in ausreichender Menge und in guter Qualität zur Verfügung steht.
Doch woran bemisst sich überhaupt die Wasserqualität? Ganz allgemein versteht man darunter die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe des Wassers. Die Kriterien und Merkmale zur Beurteilung der Wasserqualität sind jedoch ganz unterschiedlich, je nachdem, ob es sich um Trink- oder Brauchwasser handelt, ob die Ergebnisse der Abwasserreinigung, der Zustand eines Badegewässers oder die gesamte Gewässerökologie betrachtet wird.
Insbesondere im Gewässerbereich hat das Thema Wasserqualität vor allem durch die Europäische Wasserrahmenrichtlinie große Bedeutung erlangt. Der ökologische Zustand eines Gewässers wird in fünf Kategorien unterteilt (sehr gut, gut, mäßig, unbefriedigend und schlecht) und anhand biologischer und physikalisch-chemischer Merkmale beurteilt. Zur Beurteilung der Gewässerökologie werden die Lebensgemeinschaften der aquatischen Wirbellosen, der Fische und der Wasserpflanzen genutzt.
Bei Badegewässern wird die Wasserqualität primär anhand hygienischer Kenngrößen (z. B. Escherichia coli) beurteilt. Laut europäischem Badegewässerreport verfügen die Badestellen, die an den Talsperren des Ruhrverbands ausgewiesen wurden, über eine ausgezeichnete bzw. gute Badewasserqualität. Auch das Baden in der Ruhr ist seit 2017 wieder möglich. Mittlerweile haben die Städte Essen, Bochum und Mülheim eine offizielle Badestelle in Betrieb genommen.
Abwässer werden nach ihrer Reinigung in Gewässer eingeleitet. Zum Schutz der Gewässer soll das gereinigte Abwasser möglichst geringe Auswirkungen auf die Wasserqualität und die Gewässerbiologie haben. Deshalb werden die Einleitungen und das nachgeschaltete Gewässer chemisch-physikalisch und biologisch untersucht. Insbesondere rücken aufgrund verbesserter Analysemethoden in zunehmendem Maße auch die in Abwässern enthaltenen Spurenstoffe in den Blickpunkt des Interesses.
Beim Trinkwasser spielen vor allem eine einwandfreie hygienische Beschaffenheit und eine möglichst geringe Belastung mit schädlichen Spurenstoffen wie Schwermetallen und Pflanzenschutzmitteln eine Rolle.
Neben der gütemäßigen Beschaffenheit des fließenden Wassers hat auch der hydromorphologische Zustand des Gewässers einen bedeutenden Einfluss auf die Zusammensetzung von Flora und Fauna.
Sohle, Ufer und Umfeld eines Gewässers sind Lebensraum von Tieren und Pflanzen und die Art ihrer Ausprägung beeinflusst deren Vielfalt und Menge. Zur Bewertung dieser verschiedenen Strukturelemente eines Gewässers hat die Länderarbeitsgemeinschaft Wasser ein Verfahren entwickelt, bei dem für längenmäßig definierte Gewässerabschnitte Informationen über die Laufentwicklung, das Längs- und Querprofil, die Beschaffenheit der Sohle sowie die Gestaltung und Nutzung von Ufer und Gewässerumfeld erhoben werden.
Die erhobenen Gewässerstrukturen werden, ähnlich wie die Gewässergüte, in sieben Klassen unterschieden. Diese reichen von unverändertem Zustand (Klasse 1) bis zu einer vollständig veränderten Gewässerstruktur (Klasse 7). Die Ergebnisdarstellung erfolgt in der Regel in Form von fünf gewässer-parallelen Bändern, die die jeweils vorgefundenen Verhältnisse für die Sohle sowie das rechte und linke Ufer und Gewässerumfeld wiedergeben.
In den Jahren 2011 bis 2013 hat das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen letztmalig landesweit Informationen zur Gewässerstruktur erhoben. Demnach liegt für die im Ruhreinzugsgebiet gemäß Europäischer Wasserrahmenrichtlinie 1.850 km berichtspflichtigen Gewässer (in der auf ein Band aggregierten Darstellungsform) die folgende prozentuale Verteilung der sieben Strukturklassen vor.
Seit 2007 wird der Gewässerzustand im Einzugsgebiet der Ruhr vor dem Hintergrund der kooperativen Mitwirkung des Ruhrverbands beim operativen Gewässermonitoring gemäß Europäischer Wasserrahmenrichtlinie (EG-WRRL) in Form von ökologischen Gewässerzustandskarten dargestellt.
Als Datenquellen dienen die Untersuchungsergebnisse aus dem vom Ruhrverband und vom LANUV NRW gemeinsam durchgeführten Gewässermonitoring. Daneben werden Daten berücksichtigt, die im Rahmen der „Integralen Entwässerungsplanung“ (IEP) beim Ruhrverband erhoben werden. Eine Komponente zur Beschreibung des Gewässerzustands stellt das Makrozoobenthos dar. Diese im fließenden Wasser oder auf dem Gewässergrund lebende Gemeinschaft aus Insekten, Strudelwürmern, Krebstieren, Würmern, Egel, Muscheln und Schnecken spiegeln die ökologische Qualität, den sogenannten ökologischen Zustand, eines betrachteten Gewässerabschnitts wider.
Ökologischer Gewässerzustand im Ruhreinzugsgebiet - Makrozoobenthos (Modul Saprobie), 2015-2020. Rund 97 Prozent der Probenahmestellen weisen einen "guten" oder "sehr guten" saprobiellen Zustand, also eine geringe bis sehr geringe organische Belastung auf.
Ökologischer Gewässerzustand im Ruhreinzugsgebiet - Makrozoobenthos (Modul Allgemeine Degradation), 2015-2020. Rund 49 Prozent aller untersuchten Probenahmestellen zeigen hinsichtlich der Allgemeinen Degradation einen "guten" bzw. "sehr guten" Zustand. Ursache für den "mäßigen", "unbefriedigenden" und in Einzelfällen auch "schlechten" Zustand an den restlichen Probenahmestellen sind vielfach die nutzungsbedingt veränderten Gewässerstrukturen.
Mehr zum Gewässerzustand der Ruhr findet sich im aktuellen Ruhrgütebericht.